Es war eine gelungene Premiere: die B2BEST am 14. Und 15. Juni 2023 in Essen. Rund 250 Teilnehmer, darunter Großhändler, Hersteller und Dienstleister waren der Einladung vom AGAD e.V, und dem ECC Köln gefolgt. Zwei Tage lang konnten sie sich losgelöst vom Tagesgeschäft den Themen widmen, die für den Erfolg ihres Geschäfts von großer Bedeutung sind: nachhaltige Geschäftsmodelle und Lieferketten, strategisch-moderne Kundenansprache und langfristig kostensparende Prozesse im Unternehmen.
Die Praxiseinblicke gestandener Unternehmer waren sicherlich neben dem coolen Ambiente des Sanaa-Gebäudes auf der Zeche Zollverein und den vielen Gelegenheiten zum Gedankenaustausch einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren dieser Veranstaltung. Es war spannend zu erfahren, welche Wege Unternehmen unterschiedlichster Größe heute einschlagen, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. So berichtete beispielsweise Carsten Bleck vom mittelständischen Stahlhersteller Andernach & Bleck aus Hagen darüber, wie sein Unternehmen allein schon aufgrund des steigenden Kostendrucks und der hohen Energiepreise versucht, nachhaltig zu wirtschaften. Axel Berger vom Haniel-Konzern stellte das Konzept der „Enkelfähigkeit“ vor und betonte, dass sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit keineswegs ausschließen. Aus den Diskussionen sowie aus dem B2Best-Barometer, das Christian Kramer von der Creditreform vorstellte, ging hervor, dass für Unternehmen die ökologische und soziale Verantwortung sehr wichtig ist und keineswegs als wirtschaftliches Hemmnis gesehen wird. Allerdings wünschen sich die meisten weniger regulatorische Eingriffe.
Praktische „Werkstattberichte“ gab es ebenfalls zu den Themenblöcken, die sich mit der Digitalisierung beschäftigten. Ob es um eine umfassende Plattform wie bei dem Werkzeugmaschinenhersteller Hilti ging, über die Kunden vom Reparaturauftrag bis zur Bestellung viel selbst erledigen können, Messen via Life-TV wie beim Elektrogroßhändler Zajadacz oder dem zukunftsweisende Vertriebsunterstützung wie bei CWS, dem Anbieter von Waschraumhygieneartikeln und Berufskleidung – es wurde deutlich, dass ohne Daten bereits heute nichts mehr läuft. „Haben Sie Mut, gehen Sie Themen konsequent an und treiben Sie datengetriebene Geschäftsmodell weiter voran“, ermunterten die Referenten die Teilnehmer.
Ein eindrucksvolles Beispiel für ein solches Vorgehen lieferte Thomas Richard Kröll von der Baustoff-Union in Nürnberg. Als Pionier in der eher konservativen Baustoffbranche hat er nicht nur einen B2B-Onlineshop aufgebaut. Er wird auch einen Markt eröffnen, in dem die Kunden rund um die Uhr einkaufen können. Verkaufsmitarbeiter werden sie in diesem Markt nicht antreffen; der Einkaufsvorgang läuft digital. Ein ähnliches Modell testet auch gerade der Großhändler für Renovierungsbedarf Mega eG im Raum Pinneberg. Diese Geschäftsmodelle gewinnen vor dem Hintergrund des zunehmenden Arbeitskräftemangels zusätzlich an Bedeutung. „Der Kunde weiß, was er braucht. Aber wir haben in einigen Regionen keine Mitarbeiter mehr und setzen die Kollegen nur noch zur Regalpflege ein“, berichtete Jens Hungershausen von Mega.
Neben den praktischen Einblicken gab es zum Schluss dann auch noch etwas Zukunftsmusik, etwa zum Quantencomputing und KI. In seinem Vortrag, wie KI Mehrwert im Großhandel schaffen kann, äußerte sich Speaker Cornelius Koch von Google dann aber auch ganz pragmatisch: „Identifizieren Sie die Probleme, bereiten Sie die Daten auf und fangen Sie mit dem Einfachsten an“, lautete seine Empfehlung.
„Inspirierend“, „mitreißend“, „wertvolle Impulse aus der unternehmerischen Praxis“ – so lautete denn auch das Fazit vieler Teilnehmer über die beiden Kongresstage. Eine Fortsetzung soll es im nächsten Jahr geben.
Details gibt es in der nächsten Ausgabe unseres "ARBEITGEBER AUF DRAHT".